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Ausstellungen
Musikerexil in Frankreich
Eine Ausstellung des Vereins Orpheus Trust im Rahmen des Frankreich-Festivals 'Douce France?',
in Kooperation mit dem Institut Français de Vienne
Ausstellungsdauer 10. Februar 2005 - 6. März 2005
Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 9.00 -20.00 Uhr
Institut Français de Vienne
Idee und Konzept der Ausstellung: Dr. Primavera Gruber, Orpheus Trust
Ausstellungsarchitektur und graphische Gestaltung: Wolfgang Fiel
Am Beispiel der Lebensgeschichten der Komponisten Norbert Glanzberg und Joseph Beer, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Zuflucht in Frankreich fanden, zeigt die Ausstellung 'Musikerexil in Frankreich' die Bedeutung Frankreichs als Aufnahmeland hunderter Musikschaffende aus Deutschland, Österreich und den Nachfolgestaaten der ehemaligen Donaumonarchie. Als Ergebnis jahrelanger Recherchen befinden sich heute ca. 280 ihrer Namen in der Datenbank des Orpheus Trust - Zahl und Informationsstand erhöhen sich laufend. Für viele der NS-Flüchtlinge war Frankreich nur ein Durchgangsland, sie konnten rechtzeitig vor den deutschen Truppen in die USA oder nach Südamerika flüchten. Nicht allen gelang die Flucht: Auch aus den französischen Internierungslagern fuhren die Züge nach Auschwitz.
Für manche von ihnen aber wurde Frankreich zur neuen Heimat - sie überlebten mit Hilfe der Résistance oder schlossen sich aktiv dem französischen Widerstand an.
Im Zentrum der Ausstellung steht die Musik. Eine Säule mit neun Klangboxen, an der nicht nur der Titelsong des gesamten Festivals 'Douce France' und Reggianis grandiose Interpretation von 'Les loups sont entrés dans Paris' - musikalisches Symbol für die Besatzung von Paris durch die deutschen Truppen - abrufbar sind, sondern auch kurze Tonfragmente einiger nach Frankreich geflohenen Musikschaffende, macht sie auf Knopfdruck abrufbar.
Die Musik dokumentiert gemeinsam mit den in Vitrinen und auf Ausstellungswänden präsentierten Photos, Dokumenten, Partituren und Briefen das Talent, den Mut, das Durchhaltevermögen und den Humor dieser Künstler. Individuelle Künstlerschicksale von Komponisten, Interpreten, Musikologen und Musikjournalisten, kurz und schlaglichtartig präsentiert, veranschaulichen die Existenzbedingungen, unter denen sie um ihr überleben kämpfen mussten.
Mit Norbert Glanzberg und Joseph Beer stehen zwei Komponisten aus dem östlichen Teil der 'Donaumonarchie' im Mittelpunkt. Ausstellungsarchitekt Wolfgang Fiel hat zur Präsentation ihrer Lebensgeschichten kreisförmige Elemente in der Höhe der Klangsäule entworfen. Im Gegensatz zur Klangsäule haben diese Elemente keine geschlossene Form, umfassen aber den vollen Kreiswinkel von 360 Grad. An einer Stelle gewissermaßen aufgebrochen, veranschaulichen sie die traumatische Zäsur, welche die Vertreibung im Leben und Schaffen aller Künstler bildete.
In den Vitrinen sind neben Exponaten von Norbert Glanzberg und Joseph Beer auch Objekte zu Robert Stolz, Oscar Straus, Adolphe Sibert, Fritz Spielmann, Erich-Paul Stekel, Alexander Zemlinsky und anderen zu sehen.
Die Ausstellung 'Musikerexil in Frankreich', die von einem wissenschaftlichen Symposion begleitet war, bildet keine umfassende Rückschau, keine komplette Bestandsaufnahme. Vielmehr möchte sie der Exilmusikforschung neue Impulse geben: Die Forschung hat erst angefangen.
Die Präsentation höchst unterschiedlicher Exponate und Darstellungsformen soll in ihrer atmosphärischen Dichte dem Festivaltitel 'Douce France ?' - Charles Trenets Hommage an das geliebte Frankreich der Kindheit, in diesem Rahmen auch an das Frankreich, das eines der wichtigsten Zufluchtsländer für NS-Flüchtlinge wurde - gerecht werden, ohne dass die dunklen Flecken der Vergangenheit verdeckt werden.
Ausstellung Paul Arma
'Mouvement dans le Mouvement' -
2. Dezember 2004 - 6. Januar 2005
Künstlerhaus, Passagegalerie
Karlsplatz 5, 1010 Wien
Ausstellungsgestaltung: Wolfgang Fiel
Paul Arma (1904-1987)
in Budapest als Imre Weisshaus geboren, studierte an der Musikakademie bei Béla Bartók und zählte zur jungen ungarischen Komponisten-Avantgarde. Seine lebhaftes Interesse an bildender Kunst und die Freundschaft mit Moholy-Nagy und Kandinsky führten auf Wunsch Mies van der Rohes zu einer Konzertreihe am Bauhaus, dessen musikalischer Leiter er wurde. Nach seiner Verhaftung und einer 'Scheinhinrichtung' durch die Gestapo flüchtete er 1933 nach Paris und nannte sich fortan Paul Arma. Als Pianist, Komponist, bildender Künstler und Kulturvermittler prägte er das Kunstleben Frankreichs maßgeblich, denn auch zur Literatur und zur bildenden Kunst unterhielt er stets enge Beziehungen: 1970 wurde die Ausstellung 'Mouvement dans le mouvement' erstmals präsentiert. Sie enthält 74 Deckblätter von Künstlerfreunden wie Picasso, Matisse, Braque, Léger, Dufy und vielen anderen, für Kompositionen von Paul Arma gestaltet, daneben seine eigenen Skulpturen und musikalischen Graphiken. 1985/86 war diese Ausstellung auch im Centre Pompidou zu sehen.
Zur erstmaligen Ausstellung in österreich ist ein Begleitbuch mit zahlreichen Abbildungen und einem Werkverzeichnis in deutscher Sprache erschienen, welches beim Verein Orpheus Trust bestellt werden kann (Preis EUR 7--).
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Elisabeth Schumann
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